Satire – und wann sie zu Hetze wird

Satire ist Kritik an der Macht. Und deswegen darf Satire alles. Wenn der Satiriker sich dagegen an die Seite der Macht stellt und den unbotmäßigen Bürger zum Abschuß freigibt (Stinkefinger gegen Ungeimpfte und so), dann ist das keine Satire, sondern Hetze. Ganz einfach. (Dietrich Brüggemann, Twitter 1.7.23)

Schauspielerin und Kabarettistin Christine Prayon gehörte seit 2011 zum Inventar der Satiresendung «heute-show» im ZDF. Zu sehen war die 49-Jährige zuletzt jedoch nicht mehr. Prayon hat die Zusammenarbeit mit der Sendung beendet. Ihr letzter Auftritt war im September 2022. Ihre Vorstellung von Satire stimme nicht mehr mit jener der aktuellen Formate überein.

Im Interview mit der Wochenzeitung «Kontext» sprach Prayon nun über die Hintergründe ihres Abschieds. Die Kabarettistin habe «zunehmend Bauchschmerzen bekommen» mit der Art, «wie die grossen gesellschaftlich prägenden Themen seit Corona behandelt werden». Gegenüber den Verantwortlichen sagte sie, «dass ich mich nicht daran beteiligen will, Andersdenkende der Lächerlichkeit preiszugeben».

Christine Prayon fügt in dem «Kontext»-Interview hinzu, Satire dürfe sich «nicht daran beteiligen, den Diskurs zu verengen. Und jetzt findet genau dies wieder statt beim Krieg in der Ukraine».

Die Kabarettistin meint weiter: «Da werden Narrative und Positionen von Gruppen, die gesellschaftlich in der Hierarchie weit oben stehen, unablässig wiederholt.» Gleichzeitig werde Stimmung gegen Andersdenkende gemacht. «Das hat nach meinem Dafürhalten nichts mehr mit Satire zu tun.»