Rituale zum Jahresende

Ich bin keine Freundin von festen bzw. festgelegten Ritualen. Auch nicht von solchen zum Jahresende am 31. Dezember. Alles, was ich derzeit mache (räuchern, meditieren, nachsinnen, empfangen), kommt aus einem inneren Impuls. Aus dem, was der gegenwärtige Moment und ich gemeinsam kreieren. Spontan und nicht, weil die Sterne gerade gut stehen, oder „man“ es in dieser Zeit eben tut. Mir machen solche festgelegten Rituale eher Druck.

Gerade solche, die viele zum Jahresende machen, aus denen dann die Neujahrsvorsätze entstehen: abschliessen mit dem Alten und ausrichten auf das Neue. Als ob das Jahr etwas Lineares wäre mit einem Anfang und einem Ende.

Für mich gibt es kein Jahr, dass ich abschliessen kann. Für mich ist das Jahr zyklisch. Es ist ein Kontinuum. Ein Kreis. Er hat keinen Anfang und kein Ende. Jede Jahreszeit bereitet die nächste vor. Wenn ich in der Natur eine Art „Neuanfang“ erkennen kann, dann ist das im Frühling. Sicher nicht am 31. Dezember.

Unsere Zeitrechnung und die Idee, dass am 31.12. ein Jahr endet und am 1.1. beginnt, ist eine konstruierte Geschichte. Es ist nichts, was ich spüren kann. Ich spüre keine Energie des Neubeginns am 1.1.

Unser Kalender wurde mehrfach verändert -vom Mond-Kalender mit 13 Monden (Monaten) auf den Sonnen-Kalender (zuerst der Julianische- und danach der Gregorianische-). Wir können noch an den Monatsnamen erkennen, dass es früher anders war. Der September war nicht der 9. Monat, sondern der 7. – wie man leicht erkennen kann, wenn man mit dem Lateinischen vertraut ist. Ebenso Oktober – es war der 8. Monat und nicht der 10. November der 9. und Dezember der 10. Bleiben wir bei den 12 Monaten des Sonnenkalenders, dann beginnt das Neue Jahr mit dem März. So wie beim Jahreskreis in der Astrologie mit dem Widder im März der neue Jahreszyklus beginnt, oder in der TCM mit dem Element Holz.

Mir ist bewusst, dass viele Menschen diese gewohnten Rituale lieb gewonnen haben. Ich weiss, dass es triggern kann, wenn ich sage, dass das eine Programmierung ist. Mit der lässt sich auch gut Geld verdienen mit den verschiedenen Coachings, Parties und kommerziellen Angeboten, die das Leben versüssen bzw. verbessern sollen. Es wird immer wieder mit den gleichen Hoffnungen, Wünschen und Sehnsüchten gespielt. Es ist marketingtechnisch interessant, wenn möglichst viele dieses Spiel mitspielen.

Wenn ich ganz still werde, mich in mein Herz sinken lassen, spüre ich, dass mein Leben ein Kontinuum ist, das aus diesem einzigen ewigen Moment besteht, der nie vergeht.