Am 17. März feiern die Iren mit viel grünem Bier, einem Büschel frischer Kleeblätter am Kragenaufschlag und Livemusik den Saint Patrick’s Day. Doch irgendwie passt dieses berauschende Fest (das zudem noch mitten in die christliche Fastenzeit fällt) so gar nicht zu einem katholischen Heiligen. Wie bei vielen christlichen Festen schimmert hier ein alter, keltischer Brauch durch: zu Ostara, dem Frühlingsbeginn am 20. bzw. 21. März, wird die Wiederkehr der Lebenskraft und die Auferstehung der Natur gefeiert. Zusammen mit der Frühlingsgöttin erneuert sich auch der Heros an ihrer Seite als Vegetationsgott „Jack in the Green“, der Grüne Mann. Dieses Fest wird extatisch und rauschhaft gefeiert – wie es sich für keltische Iren eben gehört.
In der matriarchal-jungsteinzeitlichen Kultur machte der Heros an der Seite der Göttin ebenfalls den Zyklus des Werdens, Bestehens und Vergehens mit. Er verkörpert, zusammen mit ihr, die Natur und das zyklische Leben hier auf der Erde. Im Herbst, wenn die Kräfte der Natur sich in die Erde zurück ziehen, stirbt er und zu Frühlingsbeginn kehrt er als Grünkraft zurück.
Der der Wilde Mann bzw. Grüne Mann ist ganz mit Blättern bedeckt und hält eine phallische Keule in der Hand. Das dicke Ende steht für den Tod, während das schmale Ende einem Zweig gleicht, der frisch austreibt. Damit symbolisiert die Keule die Fruchtbarkeit und Potenz der Natur, die sich – aus sich selbst heraus – immer wieder erneuert.
Den Grünen Mann ereilte das gleich Schicksal, wie die Erdgöttin: sie wurden vom Christentum nicht nur verdrängt. Ihre Symbolik wurde ins Gegenteil verdreht: Er wurde zum Gehörnten und sie zur Hexe. Tatsächlich braucht es aber beide Energien, um Leben zu kreieren und diese wunderbare Erde in Harmonie zu bringen.
Das Grün ist die Farbe dieser Saison und die ersten frischen Wildkräuter schenken uns Vitalität und Kraft. Die Germanen haben zu Frühlingsbeginn rituell eine grüne Suppe, die aus frischen Wildkräutern besteht, gegessen. Damit verleibten sie sich selbst die Grünkraft, die Vitalität ein und vertrieben so den Winter aus ihrem Körper. Diese Tradition ist insoweit geblieben, als dass sie sich im grünen Spinat, der häufig am Gründonnerstag Platz auf den Tellern findet, zeigt (wobei das Grün im Gründonnerstag auf das altdeutsche „greinen“ – also beklagen, weinen, zurückgeht).
Möge die Grünkraft in diesem Frühling in vielerlei Gestalt in Erscheinung treten.
Möge sie uns mit Wachheit, Lebendigkeit, Kreativität und einer Vision für eine neue Welt, in der ein friedliches, achtsames und freundliches Miteinander möglich ist, segnen.