Brennessel – unser heimisches Powerfood

Die Brennnessel zählt zu den traditionellen pflanzlichen Arzneimitteln und war die Heilpflanze des Jahres 2022. Die ersten Brennnesseltriebe im Frühling sind besonders gesund wegen ihres hohen Mineralstoffgehalt. Sie enthält Flavonoide, Kieselsäure, Gerbstoffe, Histamin, Ameisensäure, Essigsäure, Kaffeesäuren, Magnesium, Eisen, Kalium, Kalzium, Silicium, Natrium, Chlorophyll, Karotinoide sowie Vitamine A und C. Die Samen enthalten Linolsäure, eine essenzielle mehrfach ungesättigte Fettsäure (Omega-6-Fettsäure) und Vitamin E. Prozentual gesehen ist der Eiweißgehalt der Brennessel sogar höher, als bei der Sojabohne. Daher ist die Brennnessel auch beliebter Bestandteil von so mancher Frühjahrskur.

Die Brennnessel ist ein Tausendsassa. Hätte sie keine Brennhaare, so bin ich überzeugt, wäre sie längst ausgestorben! Es war wirklich alles von der Brennessel verwendet werden – von der Wurzel bis zu den Samen – und zwar für die innerliche oder äusserliche Anwendung, als Gemüse, Smoothie, Saft, Tinktur, Tee, Bad oder Haarspülung, zum Färben von Stoffen oder für die Herstellung von Garn, das enorm zugfest und gleichzeitig weich ist. Auch im Garten kann die Brennesseljauche vor saugenden Insekten (z.B. Blattläuse) schützen. Zudem ist sie für Raupen von rund 50 Schmetterlingsarten eine wichtige Futterpflanze.

In der Küche lässt sie sich vielseitig einbauen. Die jungen Triebe sind reich an Mineralstoffen und können roh im Salat (vorher mit dem Wallholz drüberfahren, um die Brennhaare zu brechen) oder im Smoothie genossen werden. Sie können auch, ähnlich wie Spinat, als Frühlingsgemüse gekocht werden und mit etwas Zwiebeln und Knoblauch angebraten werden. Im Herbst sind die Brennesselsamen (ausschliesslich der weiblichen Gattung!) ein Superfood, der über das Essen gestreut werden kann. Er schenkt Power und Vitalität und gilt als ein natürliches Viagra.

Der gesundheitliche Aspekt der Brennessel ist phänomenal. Sie gehört zu den wichtigsten Pflanzen zur Blutreinigung sowie bei Blutarmut und Eisenmangel. Sie vitalisiert Leber, Bauchspeicheldrüse, Magen, Darm und Galle. Bei Harnwegsbeschwerden sorgt sie für eine gute Spülung der ableitenden Harnwege und kann vorbeugend eingenommen werden bei Nierenerkrankungen und Prostatavergrößerungen. Brennnesseln treiben Harnsäure aus und sind deshalb heilsam bei Gicht und Rheuma. Den Saft oder Tee bei Gliederschmerzen trinken und zur Unterstützung bei rheumatischen Beschwerden ein Vollbad mit dem Absud nehmen. Auch in der Kosmetik hat die Brennnessel Einzug genommen. Äußerlich angewendet gleicht sie eine Überproduktion der Talgdrüsen aus und ist wirksam bei fettigen Haaren.

Schon vor Jahrtausenden wurden Stoffe aus Brennesselfasern hergestellt. Man nannte sie „Leinen der armen Leute“. Die Fasern sind von Natur aus sehr weich und gut spinnbar. Gleichzeitig weisen sie eine hohe Zugfestigkeit auf.