Wasser predigen, Wein trinken

Ich habe feine Antennen für Unwahrheiten. Dafür, wenn etwas schief läuft, man nicht dazu steht und es zu vertuschen sucht. Das war als Kind schon so. Mir wurde dann beigebracht, dass ich eine zu rege Phantasie habe.
Als junge Frau war das noch ausgeprägter. Dieser Sinn dafür, dass da was nicht stimmt. Mir wurde gesagt, ich würde da zu viel hinein interpretieren, wäre zu kompliziert. Erst Jahre und Jahrzehnte später haben mir manche Menschen bestätigt, dass das, was ich damals angesprochen und gefühlt hatte, wahr war. Dass sie sich ertappt fühlten von mir, dass ich Dinge erkannte, die ihnen selbst noch nicht mal bewusst waren. Sie schämten sich dafür. Es war ihnen unangenehm und deshalb einfacher, mich und meine Gefühl zu entwerteten.
Heute weiss ich, dass ich meiner inneren Stimme, meiner Intuition zu 100% vertrauen kann. Ich muss nicht mehr alles im Vorfeld analysieren und verstehen.

Mitte der 90-er Jahre war ich in einem Ashram in Indien und habe meine erste Yogaausbildung gemacht. Da gab es diesen Swami, der uns die Lehren des Yoga näher brachte. Ich hatte ein ungutes Gefühl. Ich nahm ihm irgendwie nicht ab, was er da erzählte. Irgendetwas war inkongruent. Passte nicht zusammen. Ich mag nicht in Details gehen, doch mein Gefühl hat sich bewahrheitet. Einige Mitschüler haben beim Karma-Yoga Dinge in seiner Hütte entdeckt, die ihn entlarvten.

Mich macht diese Scheinheiligkeit wütend. Wir finden sie im Yoga und auch in der Geschichte der Kirche. Diese Unehrlichkeit führt bei mir dazu, dass ich kritisch werde. Skeptisch. Dass mein Vertrauen schwindet.

So geht es mir seit Wochen/Monaten, was die Politik angeht.

Natürlich ist es eine schwierige Situation. Sie ist neu. Man muss sich erst zurecht finden. Ein Grossteil der Bevölkerung hat den Regierungen ihr Vertrauen entgegengebracht. Mitgemacht. Aus Solidarität.
Allerdings ist ihnen seit dem 1. Lockdown im Frühling nicht viel Neues an Massnahmen und Strategien eingefallen für den Herbst.

Das Pflegepersonal und die Ärzte/innen wurden im Frühling noch beklatscht, während man Milliarden in die Fluggesellschaften reingebuttert hat. Was hat sich denn geändert bei den Arbeitsbedingungen für Pflegepersonal?
Seit Jahrzehnten fehlen Betten in den Spitälern. So auch jetzt. Ich weiss, dass so ein leeres Intensivbett mehrere Tausend Euro/Franken pro Tag kostet, wenn es leer steht. Die Krankenhäuser müssen rentabel sein. Das bedeutet, dass die Intensivbetten immer knapp berechnet werden müssen. Jedes leer stehende Bett kostet. Deshalb werden immer wieder Betten abgebaut. Das Haus muss schliesslich rentabel bleiben. Im Winter haben wir dann das Drama. Es fehlen Betten. Und zwar immer. Jedes Jahr. Ein Blick in die Schlagzeilen der verschiedenen Zeitungen der vergangenen Jahre reicht.

Statt die Schulen mit Lüftungssystemen auszustatten, wird in die Rüstungsindustrie investiert. Die Kinder werden im Herbst und Winter bei offenen Fenstern unterrichtet. In Decken eingemummt, mit Jacken, Handschuhen und Mützen. Mit Kniebeugen und in die Hände klatschen sollen sie sich warm halten. Oder sie werden nach Hause geschickt ins Homeschooling. Sollen die Mütter weiter schauen.

Echt jetzt? Mehr fällt uns nicht ein?!

Vor zwei Wochen tagte der schweizerische Nationalrat. Es wurde beschlossen, dass Singen untersagt ist. Keine Weihnachtslieder. Zu gefährlich. Wegen der Aerosole. Am Ende der Sitzung wurde „Happy Birthday“ für einen der Bundesräte gesungen. Er feierte seinen 70-sten Geburtstag. Echt eine ungünstige Aktion, was die Glaubwürdigkeit anbelangt! Nichts, was bei mir Vertrauen in die Regierung und ihre Massnahmen stärkt. Und Beispiele wie dieses gab es viele diesen Herbst. In allen Ländern! Es wird Wasser gepredigt und Wein getrunken. Natürlich nicht alle und immer. Aber oft genug, dass sich bei mir ein ungünstiges Gefühl einstellt…

Und jetzt, wo einige Länder mit dem Impfprogramm beginnen und viele Menschen Hoffnung geschöpft haben, mutiert das Virus. Es ist gefährlicher, wie das Coronavirus bisher. Wow.
Es braucht noch härtere Massnahmen. Wow! Wieso erstaunt mich das nicht wirklich?

Viren mutieren. Das war schon immer so und wird so bleiben. Das ist mit ein Grund, wieso einige der Meinung sind, dass Impfungen nie 100%igen Schutz bringen, weil sie den Mutationen immer hinterher hinken.

Wie wäre es denn, wenn wir Menschen mal beginnen würden, zu mutieren, uns anzupassen?! Neue Wege zu gehen. Dinge anders angehen, als bisher. Wenn etwas nicht die gewünschte Wirkung erzielt, ist eben noch mehr von dem, was nichts bringt, nicht die Lösung.

Unser Wertesystem ist total verdreht!

Statt in Fluggesellschaften und in die Rüstungsindustrie zu investieren in das Pflegepersonal, Gesundheitseinrichtungen, Schulen. Regelungen was die Rentabilität von Krankenhäusern angeht verändern. Wie wäre es, wenn die, die Milliarden an der Krise verdient haben, das Geld aus Solidarität dort investieren, wo es jetzt gebraucht wird?

Und während ich das schreibe weiss ich, dass wir die Lösung nicht im Aussen erwarten können. Sie wird nicht kommen. Die Rettung wird nicht von aussen kommen. Sie beginnt IMMER in uns selber. Wir mit unseren Entscheidungen, mit unseren Stimmen und Handlungen tragen zur Veränderung bei. Step by Step.
Uff!