Unser Umgang mit Tieren

„Die ersten Erreger mit dem sich größere Menschengruppen infizierten, stehen in direktem Zusammenhang mit der Tierzucht im Neolithikum. Inzwischen wissen die ArchäogenetikerInnen, dass es die Pest, ausgelöst durch das Bakterium Yersinia Pestis, nicht erst im Mittelalter gab, sondern zwei Varianten bereits viel früher, eine davon in der Steinzeit. Wahrscheinlich sind neolithische Kulturen wie Chatal Höyük oder Hacilar oder die Cucuteni Kultur daran zugrunde gegangen.

Tierhaltung und Tierzucht bedeuten immer einen massiven Eingriff in die Freiheit der Tiere und insbesondere in die biologisch verankerte female choice, denn die Weibchen dürfen ihren Sexualpartner nicht mehr frei wählen. Es ist der erste Kulturbruch des Patriarchats. Pandemien hängen seitdem immer wieder mit unserem Umgang mit Tieren zusammen.

Coronaviren gibt es schon lange. In der Tierhaltung sind sie schon länger bekannt. Nur war der Mensch bisher noch kein Wirt. Deswegen gibt es beim Menschen bisher keine Immunisierung. Man ist sich ja noch nicht ganz sicher wo der Sprung zum Menschen stattfand ob zum Beispiel über Fledermäuse, den Säugetieren deren Lebensräume wir immer mehr einschränken, oder, ob die Übertragung auf dem Markt in Wuhan stattfand, wo viele lebende Tiere auf dem Markt «vermarktet“ wurden. oder eben beides miteinander zusammenhängt.

Für mich ist diese Pandemie also eine grundsätzliche Frage unseres Umgangs mit Tieren und mit der Natur. Unsere naturausbeuterische Lebensweise ist also in jedem Fall dafür verantwortlich, weil wir einerseits wild lebenden Tieren den Lebensraum stehlen und andererseits mit sogenannten domestizierten Tieren umgehen, als ob sie Dinge wären, ohne Achtung dass sie lebendige Wesen sind.

Wir müssen wieder verstehen, dass die Natur kein «Ding» ist, sondern ein lebendiger Organismus, ein Netz des Lebens. Gaiakompetenz als Überlebensstrategie überschrieb ich das letzte Kapitel in meinem Buch «Das Muttertabu oder der Beginn von Religion». Deshalb sahen die Menschen der Altsteinzeit und in weiten Teilen der Jungsteinzeit auch die Natur als göttlich an.

Das Gottesverständnis war ein Gott-Mutter-Natur Verständnis. Das Patriarchat hat Gott MUTTER aus unserem Gedächtnis vertrieben und es hat sowohl die Menschenmütter und die Tiermütter versklavt als auch die gesamte Natur verdinglicht, also für tot – nicht lebend, nicht fühlend, erklärt.

Wir müssen diese Lebenszusammenhänge wieder verstehen und sie ändern, denn vielleicht schaffen wir es diesen Covid 19 Virus einzudämmen. Wenn wir aber weiter so mit der Natur umgehen, wie uns das Patriarchat gelehrt hat, werden viele neuen Epidemien und Pandemien kommen, denn 60 Prozent aller Krankheiten, die Menschen haben können, stammen ursprünglich von Tieren. Verändern wir also unseren Umgang mit Tieren, mit unserer Nahrung und beschäftigen uns mit den Wurzeln unserer lebenszerstörenden Lebensweise, denn das Leben ist schön und die Natur ist atemberaubend schön. Die Interdisziplinäre Patriarchatskritikforschung (IPKF) geht an die Wurzeln unserer falschen Lebensweise.“

Text: Kirsten Armbruster, Patriarchatskritikerin