Über das Unterrichten

Wenn du mir hier folgst, dann weisst du vielleicht, 
dass ich Sprache liebe. 
Dass ich ein kleiner Nerd bin, was Worte anbelangt.
Ich liebe ihre Klänge, ihre Wurzeln, ihre feinen Nuancen.
Wie sie Bedeutungen tragen –
und manchmal enthüllen, was unausgesprochen bleibt.
Worte sind Kleider unserer Gedanken – pflege ich zu sagen.
Sie zeigen, was in uns lebt.
Sie entlarven unsere innere Haltung,
auch wenn wir nach außen etwas anderes behaupten.
Manchmal verraten sie mehr,
als uns selbst bewusst ist.

 

So geht es mir mit einem Wort,
das mich schon lange beschäftigt: unterrichten.
Ich werde oft gefragt, wie es ist, Yoga zu unterrichten.
Ob ich nicht stolz bin, zu unterrichten. „Lehrerin“ zu sein.

Und ja – da ist Dankbarkeit.
Weil ich Menschen begleiten darf.
Weil ich Räume halte, in denen etwas echt werden kann.
Aber wenn ich ehrlich bin, hadere ich mit diesem Begriff: Unterricht bzw. unterrichten.

Unterrichten –
da steckt unter drin.
Und richten.

Ein Gefälle.
Von oben nach unten.
Als ob da eine ist, die sagt: „Ich weiß mehr als du.“
Eine, die voraussetzt: „Ich zeige dir den Weg.“

Und dann das Richten.
Als müsste ich über dich urteilen.
Dich verbessern.
Dich gerade biegen und passend machen.

Aber genau das will ich nicht.
Nicht im Yoga.
Nicht im Leben.

Ich will nicht unter-richten.
Ich will auf-richten.
Richtung geben – nicht im Sinne von Vorgabe,
sondern im Sinne von Ausrichtung.
Gemeinsam.
Nicht dich – uns.

Ich will dir Licht sein.
Eine Fackel. Ein Leuchtturm.
Ein Feuer der Freude. Der Inspiration.

Ich will keine Wahrheit von oben nach unten reichen,
sondern einen Raum öffnen,
in dem Erkenntnis von innen aufsteigt.

Ich will nicht „Stoff vermitteln“ –
sondern Möglichkeiten eröffnen.
Zum Spüren.
Zum Fragen.
Zum Erinnern.

Ich will nicht, dass du mir folgst –
ich will, dass wir Seite an Seite gehen.
Hand in Hand.
Ich will, dass du dir selbst näher kommst.

Vielleicht ist das, was ich tue,
weniger Unterricht
und mehr eine Form des Lauschens.
Des Begleitens.
Des Mit-Gehen-Lassens.

Ich bin keine, die richtet.
Ich bin eine, die sieht.
Die mit dir geht,
wenn du magst.

Ich will keine sein,
zu der du aufschaust.
Und ich will auch nicht,
dass du dich klein fühlst, wenn du mich siehst.

Ich will kein Podium –
ich will einen Kreis.
Keinen Monolog –
sondern echten Austausch.

Ich möchte keine Frau sein,
die mit perfekten Übungen oder fertigen Wahrheiten glänzt.
Ich will zeigen, dass wir alle unterwegs sind.
Mit offenen Fragen, mit wunden Stellen,
mit dem Wunsch, ehrlich zu leben.
Und sich von Herz zu Herz begegnen.

Ich will einen Raum schaffen,
in dem du du sein darfst – mit allen Ecken und Kanten.
Mit all der Imperfektion.
Und ich auch.

Ich mag das Wort Gefährtin.
Es klingt nach gemeinsam.
Nach nebeneinander gehen.
Nach: Wir trauen uns.
Wir probieren.
Wir fallen.
Und stehen wieder auf.

Vielleicht bin ich manchmal ein Leuchtfeuer.
Nicht, weil ich mehr weiß –
sondern weil ich selbst schon oft im Dunkeln stand
und gelernt habe, meinem eigenen Licht zu trauen.

Wenn du magst, geh ich ein Stück mit dir.
Nicht vor dir.
Nicht hinter dir.
Neben dir.
Auf diesem wilden, zarten Weg
zu dir selbst.