Das Leben ist eine ständige Wand-lung. Es lässt sich nicht aufhalten. Plötzlich fällt eine Wand, die bisher gehalten oder getrennt hat. In so einem Transformationsprozess (trans-form) verändern wir die Form.
Es ist wie bei einer Geburt. Da ist Schmerz. Enge. Druck. Es wird erstmal richtig eng, bevor es weit und leicht wird. Und wenn du da drin bist, fühlt es sich bedrohlich an! Du willst vielleicht nur noch eins: da raus!
Ich erinnere mich dann gerne selber an die Natur.
Um diesen brennenden Schmerz bei der Transformation «wissen» sowohl die Kaulquappe als auch die Raupe. Nach der Wandlung kann der Schmetterling fliegen und hat das Kriechen vergessen. Und der Frosch kann nicht nur schwimmen. Er kann sogar springen.
Um diesem «Geburtsprozess» in dein neues Sein vielleicht leichter vertrauen zu können, erzähle ich dir eine Geschichte:
Ein Wissenschaftler beobachtete einst eine Raupe bei ihrer Verpuppung. Er war fasziniert von dem stillen Wunder der Metamorphose und wollte Zeuge des Schlüpfens werden. Als der Moment kam, sah er den Kampf: Wie sich der Schmetterling abmühte, durch die enge Hülle zu brechen. Der Kokon schien zu eng, zu hart.
Aus Mitgefühl griff er ein – schnitt vorsichtig kleine Stücke des Kokons weg, erleichterte dem Schmetterling das Herauskommen. Und tatsächlich: Das Tier schlüpfte. Doch die Flügel waren ganz klein, verkümmert und faltig. Es konnte nicht fliegen.
Denn genau dieser Druck, dieses Ringen, ist nötig, damit die Flügel sich entfalten können. Nur durch das Durchkämpfen durch die Enge wird der Körper gestärkt und die Flügel in ihre Form geglättet. Der Schmerz ist Teil der Schönheit. Der Widerstand Teil der Kraft.
Daran kannst du dich erinnern, wenn das Leben eng wird, wenn du dich im Kokon deiner eigenen Wandlung gefangen fühlst. Es ist nicht gegen dich. Es ist für dich. Eine Folge deiner Sehnsucht nach Entfaltung, nach Raum, Weite, Leichtigkeit, Freiheit, Liebe.
Manchmal braucht es genau diesen Moment des inneren Brennens, damit sich deine Flügel entfalten können. Damit du spürst, was in dir liegt – jenseits des Alten.
So wie die Kohle Druck und Feuer braucht, um sich in einen Diamanten zu wandeln, brauchst auch du manchmal die Glut der Transformation. Nicht um jemand anderes zu werden – sondern um zu leuchten in deinem ureigenen Licht.
Mögen wir dem Leben vertrauen. All den ganz natürlichen Prozessen. Sie bereiten uns vor auf’s Fliegen.