Über sogenannten Sperrnächte lese ich seit etwa 5 Jahren immer öfter im Kontext von Brauchtum und Spiritualität. Man bezieht sich auf die Zeit vor den Raunächten, meist die zwölf Tage vor Weihnachten.
Die Raunächte (zwischen Weihnachten und Dreikönig) haben nachweislich historische Wurzeln, die bis in vorchristliche Zeiten zurückreichen. Sie stehen in Verbindung mit Jahreswendebräuchen, Naturverehrung und Aberglauben.
Die Sperrnächte hingegen scheinen ein relativ neues Konzept zu sein, das erst in jüngerer Zeit in spirituellen und esoterischen Kreisen populär geworden ist. Historische Belege oder schriftliche Quellen, die sie klar beschreiben, fehlen. Es ist wahrscheinlicher, dass sie inspiriert wurden durch:
- Kirchliche Fastenzeiten: Der Advent war in der christlichen Tradition eine Fastenzeit, die oft mit einem «Sperren» weltlicher Tätigkeiten (z. B. Tanzen, Feiern) verbunden war.
- Landwirtschaftliche Bräuche: Im Dezember wurden Werkzeuge «gesperrt» oder stillgelegt, weil das Jahr der Feldarbeit endete.
Heute werden die Sperrnächte oft als eine Zeit der Inneren Einkehr und Vorbereitung dargestellt, bevor die spirituell aufgeladenen Raunächte beginnen.
Es gibt keinen historischen Beweis, dass die Sperrnächte ein uraltes Konzept sind. Vielmehr ist es wahrscheinlich, dass sie aus einer Mischung von christlichen, landwirtschaftlichen und esoterischen Einflüssen entstanden sind – und erst in der heutigen Zeit an Bedeutung gewonnen haben. Sie passen in die Tendenz, altes Wissen neu zu interpretieren und mit modernen spirituellen Praktiken zu verknüpfen.