Samenkeimung – Imbolc

Wachstum entfaltet sich immer zuerst nach unten. In die Verwurzelung in Mama Erde. Diese Erdung erst gibt die Möglichkeit für Entfaltung. Und dann geht es immer in beide Richtungen: je mehr dem Licht entgegen, umso tiefer und verzweigter auch in die Erde. Erst wenn beide Pole integriert und ausgeglichen sind, kommen wir in unsere Strahlkraft.

So schön sichtbar in diesem Zeitraffer einer Samenkeimung (Youtube-Video).

Wir sind in der Zeit von Imbolc. Dieses Fest geht zurück auf eine vorchristliche Zeit, in der die Menschen tief eingebettet in einer Naturspiritualität lebten. Später hat die Kirche dieses alte Fest übernommen (wie viele der alten Feste) und ihm eine andere Bedeutung übergestülpt. Aus Imbolc wurde Maria Lichtmess und es wurde auf den 2. Februar gelegt. Gerne wird erzählt, dass mit Lichtmess die 40-tägige Weihnachtszeit endet. Das klingt erstmal romantisch, hat aber einen – wie ich finde – eher lebensfeindlichen Hintergrund: Nach jüdisch-christlichem Glauben war die Frau nach der Geburt eines Buben 40 Tage lang unrein (nach der eines Mädchens 80 Tage) und musste sich dann von der Kirche „rein waschen“ lassen, sowie ihren erstgeborenen Sohn frei kaufen. Dieser gehörte nämlich Gott (sprich: der Kirche). Wollte die Familie den Sohn behalten, mussten sie dafür bezahlen. Ich persönlich orientiere mich nicht an diesem von der Kirche verdrehten Fest.

Für mich ist Imbolc nicht an ein bestimmtes Datum gebunden, sondern umfasst eine ganze Zeitspanne. Diese fällt, je nach Jahr, in den Januar oder Februar, wenn der Mond wieder zu nimmt. Dieses Jahr begann diese Phase am 12. Februar (am 11.2.21 war Neumond). In dieser Zeitspanne sind die Kräfte des Winters (das Alte) und des Frühlings (das Neue) beide gut spürbar und wechseln sich ab. Es kann an einem Tag bitterkalt sein und schneien und am nächsten Tag frühlingshaft warm. Es ist ein Hin und Her der Kräfte. Die Sonne ist schon eine ganze Stunde länger da, als noch im Dezember. Die Sonnenstrahlen dringen tiefer in die Erde ein und kitzeln die Samen wach. Imbolc kann übersetzt werden mit „im Bauch“ und deutet auf den Samen hin, der jetzt, im Bauch von Mutter Erde, ganz im Verborgenen, beginnt zu keimen. Die Energie, die wir im Aussen spüren können, wirkt immer auch in uns. Wir sind eingebettet in die Zyklen und Rhythmen der Natur und können die Themen, die uns die Natur spiegelt, für uns als Inspiration nehmen: Gibt es noch etwas in deinem Leben zu bereinigen? Oder abzuschliessen? Jetzt ist eine gute Zeit dafür. Das schafft Raum für das Neue. Was in dir will geweckt werden? Welcher Keim will aufgehen? Womit willst du ganz neu beginnen?