Ich sinne gerade wieder mal über die Liebe nach. Und mag eine Erkenntnis teilen mit dir, die ich diesmal richtig körperlich empfand und nicht nur mental. Es geht um den Unterschied zwischen Intensität und Intimität.
Wenn deine Beziehungen sich mehr nach Intensität, Anziehung und unbewussten Projektionen anfühlen, statt nach Sicherheit, Ruhe, Klarheit und Tiefe… Dann könnte es sein, dass Liebe zum Gegenmittel für eine innere Leere geworden ist.
Denn dann beginnst du, Intensität mit Intimität zu verwechseln. Ein Gefühl des «nicht-genug-Seins» getarnt im Kleid des «Gebenden». Das Geben aus der Fülle stärkt. Das Geben aus der Leere bzw. dem Mangel schwächt auf die Dauer. Und lässt dich energielos zurück.
Es ist jener Teil in uns, der sich nach Erleichterung sehnt – von Unsicherheit, von Einsamkeit oder was auch immer. Dieser Teil verliebt sich oft schnell – denn «der oder die Eine» erscheint wie ein Versprechen, das all diesen Schmerz zum Schweigen bringt. Doch dieses Muster übergeht genau jene inneren Anteile, die noch gesehen, gefühlt, betrauert, gereift oder integriert werden wollen.
Dann verwechselt man die prickelnde «Chemie» mit Kompatibilität und echtem Einklang. Intensität mit Intimität. Das Überhäufen mit Aufmerksamkeit mit dem Gefühl von «in Beziehung gehen».
Wenn du beginnen möchtest, dich und deine Beziehung zu erforschen, könnten dir Fragen wie diese helfen:
– Bin ich in mir selbst verwurzelt – oder verliere ich mich gerade im Anderen?
– Bin ich emotional verfügbar – oder suche ich Ablenkung oder Bestätigung?
– Gibt es einen Teil in mir, der sich mit echter Sicherheit schwertut – der sie vielleicht sogar als „langweilig“ empfindet?
– Versuche ich, meine Trauer, meine innere Leere zu umgehen, indem ich mich in ihre oder seine Energie flüchte?
Wahre Liebe kommt nicht, um dich zu retten. Sie kommt, um dir zu begegnen. Aus dieser Begegnung – kann echte Intimität wachsen.
Und ja, das kann am Anfang unangenehm sein…