CAYA – Come as you are

Volker Mehl | Koch dich glücklich mit Ayurveda spricht mit Persönlichkeiten aus der Yoga- und Ayurvedawelt:  Heute mit Lucia Schmidt.

6 Fragen. Echtheit statt Etikett.

Ich hab mit Lucia Schmidt gesprochen – der bekanntesten Yogalehrerin der Schweiz und Gründerin des Ausbildungsinstituts BodyMindSpirit in Zürich.

Aber vor allem: einer Frau, die wie ich ihren eigenen Weg geht. Ohne Kitsch, ohne Show, ohne spirituelle Nebelmaschinen.

Lucia kommt aus der tantrischen Tradition – und genau wie im Ayurveda geht es in dieser Tradition nicht um das große „Man“ oder „Die Leute“. Sondern um den einzelnen Menschen. Um dich. Um mich.
Wer ist da eigentlich? Und was braucht dieser Mensch – heute, jetzt, echt?

In dieser kleinen Reihe stelle ich 6 Fragen, die nicht für Likes, sondern für Verbindung gedacht sind. Keine Buzzwords. Kein Blabla. Sondern Tiefe, Klarheit, Humor – und ein bisschen Reibung da, wo’s gebraucht wird.

Lucia steht für Yoga, das atmet, sich anfühlt, sich reibt. Und deshalb war klar: Ich will sie in dieser Reihe dabei haben!

1. Luna, was bedeutet echte Community für dich – Kopf, Herz oder beides?

Herz und Verstand sind beide wichtig. Doch das, was wirklich nährend und heilsam ist, ist der Moment, wenn wir mit allen Sinnen erfasst werden als das, was wir sind. Echte Community ist für mich deshalb ein Raum, in dem wir einander sehen – wirklich sehen. Jenseits von Konzepten, mit offenem Herzen und klarem Blick. Wo jede*r willkommen ist, nicht trotz, sondern wegen der eigenen Art. Und wo wir das, was uns lebendig macht, miteinander teilen. Das lässt ein tiefes Gefühl von Zugehörigkeit und Freude entstehen – und wo was trägt und verbindet.

2. Was hast du in deiner Arbeit über die Kraft von Verbindung gelernt, das dich selbst überrascht hat?

Ich staune immer wieder, wie tief Verbindung wirken kann – selbst dann, wenn man räumlich getrennt ist, sich lange nicht sieht oder wenn nichts gesagt wird. Sie zeigt sich oft in kleinen Momenten: ein gemeinsames Schweigen, ein ehrlicher Blick, ein achtsames Dasein. Solche Augenblicke sind oft kraftvoller als große Worte und zutiefst heilsam. Sie erinnern mich daran, dass echte Verbindung nicht laut sein muss – sondern still, klar und unmittelbar erfahrbar.

3. Liebe im Alltag: Wie findest du im Trubel immer wieder zurück zu dir selbst?

Ich erinnere mich daran, dass nichts „falsch“ ist – auch das Chaos nicht. Für mich beginnt Rückverbindung dort, wo ich aufhöre, etwas anders haben zu wollen. Wenn ich mitten im Trubel kurz innehalte, gelassen ein- und ausatme und mich in mein Herz sinken lasse. Auch Müdigkeit, Überforderung oder Unruhe dürfen dazugehören. Das ist für mich gelebte Liebe – nicht romantisch, sondern echt. Leise, klar, kompromisslos. Und es ist wichtig zu wissen, wo die eigenen Ressourcen sind und was einen nährt. Bei mir sind es Musik und Tanzen – sie bringen mich sofort zurück zu mir.

4. CAYA steht für „Come As You Are“ – was würdest du jemandem sagen, der sich noch nicht traut, ganz bei sich anzukommen?

Du musst nicht perfekt sein. Und du musst auch nicht „bereit“ sein. Komm, wie du bist – mit deiner Unsicherheit, deiner Sehnsucht, deiner Scheu. Genau damit darfst du da sein. Wir müssen uns nicht erst verbessern, um dazugehören zu dürfen. Im Gegenteil: Der Weg beginnt oft dort, wo wir uns am verletzlichsten fühlen. Es braucht vielleicht Mut – ja. Aber vor allem braucht es Erlaubnis, einfach zu sein.

5. Gibt es eine kleine Praxis oder ein Ritual, das du empfiehlst, um Verbindung im eigenen Leben zu stärken?

Ja – ganz schlicht: Spür, was du gerade berührst. Die Tasse in deiner Hand. Den Boden unter deinen Füßen. Die Hand an deinem Arm. Oder die Bewegung deines Atems in deinem Körper. Nimm diesen Moment wirklich wahr. Mit allen Sinnen. Nicht nebenbei, sondern mit deiner ganzen Aufmerksamkeit. So einfach das klingt: Es bringt dich ins Jetzt. In Verbindung – mit dir, mit deinem Körper, mit dem Leben. Verbindung ist keine Idee. Sie ist ein unmittelbares Erleben.

6. Wenn du an die Zukunft denkst – welche Art von Community wünschst du dir für uns alle?

Ich wünsche mir Gemeinschaften, in denen wir einander stärken. Wo wir uns nicht brauchen, um uns vollständig zu fühlen – sondern wo wir aus der Fülle teilen, was uns bewegt. Aus Freude, aus Echtheit. Räume, in denen wir uns erinnern dürfen, wer wir wirklich sind – jenseits von Rollen, Erwartungen und Selbstzweifeln. Ich wünsche mir, dass wir einander ermutigen, uns echt und menschlich zu zeigen – mit allem, was ist (und auch nicht ist!). Communities, die Menschlichkeit über Leistung stellen, getragen von Wertschätzung und Dankbarkeit. Gemeinschaften, die uns wachsen lassen – gemeinsam und jede*n für sich.