Um etwas mitzuteilen, das ausserordentlich war, wählen wir oft «sehr» vor dem Adjektiv. Etwas ist sehr schön, sehr laut, sehr ernst, sehr langsam, sehr ruhig, sehr alt.
Weißt du, woher das Wort «sehr» stammt?
Im Althochdeutschen finden wir «sēro», was soviel wie ‘mit Schmerz, schmerzlich, traurig, betrübt, hart’. Im Mittelhochdeutschen dann „sēr“ für ‘wund, verwundet, verletzt, Schmerzen bringend, leidend, betrübt’ und auch schon mit den erweiterten Bedeutungen ‘gewaltig, heftig, in hohem Grade oder Maße’.
Wir finden das Wort «sehr» beispielsweise in «versehrt» wieder, wie z.B. ein Kriegsversehrter. Die ursprüngliche Bedeutung war also „wund“. Damit ist es verwandt mit dem englischen «sore», was soviel wie ‘schmerzhaft, wund, empfindlich, schlimm’ bedeutet.
Die Konnotation ist klar eine des Schmerzes, des Krieges. Also etwas schmerzlich Unangenehmes.
Die Frage ist deshalb berechtigt: macht es Sinn, das Wort «sehr» so inflationär zu verwenden? Oder gibt es vielleicht andere Wörter, die das Freudige besser ausdrücken?
Mir geht es gar nicht darum, «sehr» zu vermeiden. Es gibt durchaus Situationen, da passt es gut. Vielmehr lade ich ein, dich spielerisch und neugierig deiner Sprache zuzuwenden und dann zu spüren, was so kleine Veränderungen bewirken in deiner eigenen Stimmung und der deines Gegenübers.
Hier habe ich ein paar Ideen, mit denen du das Wort «sehr» ersetzen kannst:
⋗ sehr schön: bemerkenswert, erstaunlich, zauberhaft, spektakulär, sensationell, wunderbar, grandios, fabelhaft
⋗ sehr laut: ohrenbetäubend, grell
⋗ sehr ernst: gewichtig, schwerwiegend, besorgniserregend
⋗ sehr langsam: träge, schleppend, stockend, im Schneckentempo
⋗ sehr ruhig: still, gelassen, gemütlich, gemächlich
⋗ sehr alt: altertümlich, historisch, antik
⋗ Sehr geehrte Frau…: Geschätzte Frau…, Werte Frau…
⋗ sehr… : äusserst, in hohem Masse, überaus, enorm, besonders, stark, heftig
Viel Spass beim Ausprobieren!