Verfeinere deine Sprache 4: Zeitformen

Wir verwenden in der Umgangssprache häufig die Gegenwart. Auch für Dinge in der Zukunft. Damit packen wir in die Gegenwart viel mehr, als da wirklich ist. Zudem verwenden wir statt des Futurs dafür das Wort „müssen“. „Müssen“ schafft einen zusätzlichen Druck. Spüre mal in die verschiedenen Sätze rein:
➢ Ich muss morgen arbeiten. – Ich werde morgen arbeiten.
➢ Ich muss nachher noch in die Apotheke gehen. – Ich werde nachher noch in die Apotheke gehen.

Dann habe ich noch ein anderes Beispiel für dich. Wir verwenden in der gesprochenen Sprache fast immer das Perfekt, um etwas in der Vergangenheit zu beschreiben. Also z.B.: ich habe gemacht. Es gibt noch eine andere Vergangenheitsform, das Präteritum: ich fuhr. Das wird allerdings selten verwendet.
Schade! Das Perfekt beschreibt eine Situation in der Vergangenheit, die immer noch auf die Gegenwart einwirkt. Das Präteritum hingegen beschreibt etwas, das in der Vergangenheit liegt und abgeschlossen ist.

Sprich die folgenden Sätze laut aus. Ersetze XY mit einem Namen. Am besten die erste Variante drei mal. Spüre, was das macht mit dir. Dann sprich die zweite Variante drei mal laut aus. Wie ist das?
➢ XY hat mich vor 20 Jahren verlassen. →   XY verliess mich vor 20 Jahren.
➢ XY ist vor 5 Jahren gestorben.  →  XY starb vor 5 Jahren.

Spürst du, dass die erste Variante „noch weh tut“? Dass es noch immer in das Gefühl der Gegenwart hinein spielt, wohingegen die zweite Variante abgeschlossen ist. So gibt es im „jetzt“ mehr Raum. ♡