Über die Wirkung von Druck und Sog

Es gibt die weit verbreitete Ansicht, dass wenn man Druck auf jemanden ausübt, das einen Anreiz gibt, etwas zu tun. Der Druck muss einfach stark genug sein.
Es ist die Überzeugung, dass Druck Anreiz genug ist, kreativ zu werden. Ich kenne das noch aus dem Studium. Meine Semesterarbeiten oder Vorträge habe ich „auf den letzten Drücker“ geschrieben. Das hat damals für mich gestimmt.

Allerdings waren es immer die unliebsamen Dinge, die ich so lange aufschob und den Druck brauchte, um aktiv zu werden. Alles, was mir am Herzen lag, alles, worauf ich Lust hatte, alles was mir Freude bereitete, ging mir leicht und schnell von der Hand.

Die Ansicht, dass Druck Kreativität erhöht wird zudem ergänzt durch das Argument, dass es sonst zum Stillstand käme. Ich kenne solche Argumentationen. Sie entspringen, für mein Gefühl, einem alten System. Die Sache mit dem Druck ist krankmachend. Es ist ein wenig menschenfreundliches System. Und das darf sich jetzt wandeln.

Meine Erfahrung ist die, dass es nicht Druck ist, der jemanden wachsen lässt, sondern Sog – wie bei einem Magneten. Ich buche ein Seminar, weil es mich dorthin zieht aus Freude, nicht weil ich mit hunderten von Werbemails zugespamt werde. Mich zieht es zu gewissen Menschen hin aus Interesse und nicht, weil mir jemand sagt, dass ich es tun muss.