An diesem Wochenende hätte ich eigentlich in Nürnberg sein sollen für eine Einführung in die Geschichte und Praxis des Pranayama. Wir haben es abgesagt. Vor dem Lockdown im Frühling hatten sich bereits 22 Teilnehmende gemeldet, erwartet haben wir 40 in den grosszügigen Räumen. Die Unsicherheit hat zu Absagen geführt und wir haben uns entschieden, das Seminar auf Sommer 2021 zu verschieben.
Kurz danach bekam ich eine Einladung bei der Ausbildung für angehende Tattoo-Artists einen Nachmittag über Selfcare zu sprechen und ihnen Übungen zu zeigen. Wenn eine Türe sich schliesst, öffnet sich eine andere.
Am Samstagmorgen bekam ich dann einen Anruf der Organisatorin. Sie haben strenge Hygieneanordnungen. Alle tragen Mund-Nasen-Schutz. Auch die Dozenten/innen.
Ich habe erstmal tief durchgeatmet. Da waren Gedanken: „Das Geld kann ich brauchen. Ich bin froh, wenn ich arbeiten kann. Ist ja nicht so schlimm. Nur 3 Stunden. Stell dich nicht so an. Andere tragen sie den ganzen Tag – jeden Tag.“ Gleichzeitig waren die Signale meines Körpers klar: Alles in mir wurde eng. Die Freude war weg.
Ich habe mit mir gerungen und schweren Herzens abgesagt. Ich habe einfach gespürt, dass da für mich die Grenze erreicht ist. Vor maskierten zu sitzen, durch eine Maske zu sprechen ist für mich keine Option. Es bereitet mir keine Freude, meine Erfahrungen und mein Wissen so weiterzugeben. Yoga so zu praktizieren scheint mir derzeit einfach absurd.
Nach dem Anruf war einfach nur eine grosse, tiefe Trauer da. Befriedet hat mich der Spaziergang im Wald.