Raunächte-Overkill und wie ich heuer diese Zeit zelebrieren werde
(Achtung: Triggerwarnung!)
In den vergangenen Jahren entstand um die Raunächte so ein riesiger Hype und manchmal wird es mir tatsächlich zu viel, was alles zu den Raunächten angeboten wird. Es geht für mich komplett weg von dem, worum es im Ursprung ging. Und ich spüre auch, dass es nochmals etwas ganz anderes war, als das, wie sich uns die Raunächte nun im bäuerlich-katholischen Kontext zeigen (mit den Ideen des Räucherns von Haus und Hof, wann noch Wäsche gewaschen werden darf oder dass frau die Haare zusammengebunden tragen muss usw.). Hier finden wir viel Aberglauben gepaart mit christlicher Angstmacherei. Das fühlt sich für mich und mein Leben nicht stimmig an.
(Was mir wichtig ist: wenn DU Freude daran hast, dann mach es so, wie es sich für DICH stimmig anfühlt. Es darf ganz individuell und verschieden sein. Meins ist es nicht.)
Mein Zugang ist ein ganz anderer.
Ich mag nicht diskutieren darüber, ob man Raunächte mit oder ohne „h“ schreibt, ob es 12 oder 13 Jul-Nächte sind, wann die Raunächte beginnen, wie man sie zählt und welche Themen die Tage haben (die dann mit jedem Monat des Neuen Jahres in Verbindung stehen).
Das mag ein schönes Konzept sein, eines, das für einen modernen, westlichen Menschen stimmig klingt und sich gut verkaufen lässt. Mir persönlich ist diese Herangehensweise zu verkopft und zu anstrengend. Für mich geht es in diesen Tagen und Nächten um das „Nicht-Tun“, das Sein, das Fühlen. Darum, mich der Erfahrung hinzugeben und mich zu öffnen.
Der Ursprung dieser besonderen Nächte liegt so weit zurück, wo es gar keinen Kalender gab. Mein Gefühl ist, dass das, was wir heute Raunächte nennen, vor langer, langer Zeit etwas war, was ganz natürlich entstand aus dem Moment heraus.
Stell dir vor: Du lebst in einer Zeit vor etwa 8000/9000 Jahren. Es ist tiefster Winter. Keine Heizung, kein Licht, die Vorräte knapp. Feuer, vielleicht etwas Kerzenschein. Ein paar getrocknete Kräuter und Fliegenpilz. Da ist keine Ablenkung. Nichts zu tun. Du bist drinnen in deiner Behausung. Geschützt. Einfach nur sein. Nachsinnen. Du räucherst mit den Kräutern und dem Pilz, du rauchst die Kräuter oder nimmst den Fliegenpilz ein. All das verstärkt deine Empfindung, deine Visionen. Es stärkt dein Vertrauen in die Existenz. Du spürst die Verbundenheit mit allem. Bist alles. Empfängst Botschaften und kannst sein mit allem was ist und auch nicht ist.
Als ich im Amazonas war hat mir der Schamane erzählt, dass alles Lebendige auf dieser Welt zu EINER Familie gehört: Tiere und Pflanzen, ja sogar Steine sind unsere Verwandten. Da sie alle vor uns auf der Welt waren, bergen sie ein Wissen in sich, das älter als das unsrige ist. Sie haben alle ein Bewusstsein und eine Energie.
Jede Meisterpflanze, beispielsweise, hat ihr ganz eigenes „Gebiet“, über das sie uns lehren kann, wenn es uns interessiert und wir darum bitten. Der Schamane verglich es mit unserer Schule: Wir haben Lehrerpersonen für Englisch, Italienisch, Philosophie, Geschichte oder Sport. Wenn uns ein Fachgebiet interessiert, dann wenden wir uns an einen Menschen, der in diesem Fach ein tiefes Wissen hat. So ist es auch bei der Pflanzen- oder Tiermedizin.
Es gibt verschiedene Meisterpflanzen, mit denen man sich verbinden kann, wenn man nach Antworten auf innere Fragen sucht. Man kann sich meditativ mit dem Pflanzenwesen verbinden, damit räuchern, es rauchen oder einnehmen. Die Pflanzen lehren nachts in den Träumen. Man hat luzide Träume und man bekommt die Antwort in den Träumen – und zwar bis auf Zellebene. Es wird zu einem verkörperten Wissen.
Ich habe bis jetzt mit 5 verschiedenen Meisterpflanzen diätiert. Was der Schamane mir erzählt hat, habe ich auf einer tiefen, ganz körperlichen Ebene erfahren und gespürt. Es ist für mich spürbar, dass wir tatsächlich EINS sind. Es ist nicht einfach nur eine spirituelle Floskel oder gut klingende Theorie. Es ist für mich real. Es pulsiert in jeder Zelle.
Als ich das zweite mal aus dem Amazonas zurück kam wusste ich, dass es bei uns auch so Meisterpflanzen gibt. Dass aber dieses Wissen, ganz im Gegensatz und vielen anderen Regionen dieser Welt, nicht geschützt und weitergegeben worden ist, sondern vom Staat und der Kirche systematisch ausgerottet wurde. Es ist schon erstaunlich, dass in unserer Gesellschaft und Kultur alles, was das Bewusstsein weitet, verboten ist: LSD, MDMA, Ayahuasca etc. Alles, was das Bewusstsein benebelt, ist legal: Alkohol, Nikotin, Pharmazeutika etc.
Ich wusste, dass ich mich auf die Suche nach den Meisterpflanzen machen wollte hier in unserer Kultur. Seit 2 Jahren ruft mich der Fliegenpilz. Ich spüre, dass eine Verbindung mit ihm der nächste Schritt ist bei dem, was ich erfahren/integrieren will. Und jetzt ist die perfekte Zeit dafür.