Raunächte

Raunächte
Unsere Vorfahren der matrifokal-jungsteinzeitlichen Kultur Europas lebten in dem Bewusstsein, eingebunden zu sein in ein grösseres Ganzes. Sie waren mit diesem zyklischen, magischen Geschehen vertraut und auf’s Innigste verbunden. Das, was im Kosmos und auf der Erde in der jeweiligen Phase erlebbar war, feierten und begleiteten sie mit ihrem rituellen Tun.

Sie richteten sich nach dem lunaren Kalender, dem Stand des Mondes. Erst im Jahr 45 v.u.Zr. führte Julius Caesar im römischen Reich den ersten Solarkalender ein und löste damit den Lunarkalender ab. Der julianische Kalender wurde ab 1582 dann schrittweise vom gregorianischen Kalender abgelöst.

Durch den Wechsel vom Mond- auf die beiden Sonnenkalender entsteht eine Differenz von etwa 13 Tagen.

Die Tage „zwischen den Jahren“, die auch als Julnächte oder Raunächte bekannt sind, laden ein, still zu werden und das Neue zu empfangen. Es ist die Zeit des Träumens und Visionierens. Nicht als etwas Aktives, es ist vielmehr ein Geschehen-lassen. Es macht Sinn, in diesen Tagen die Arbeit ruhen zu lassen, so dass der Körper sich erholen und der Geist klar und weit werden kann. Was es wirklich braucht ist, dass wir das äussere Tempo rausnehmen und uns bewusst von der Informationsflut abwenden. Erst dann können Botschaften aus der Tiefe zu uns kommen.

Bevor etwas Wirklichkeit werden kann, muss es gedacht worden sein. Das bedeutet, dass wir mit unserer Vorstellungskraft, unseren Gedanken unsere Realität kreieren. Das wussten schon unsere heil- und kräuterkundigen Ahnen und so sind sie in dieser Zeit, in der es nichts zu tun gab, mit Hilfe des Fliegenpilzes und anderer Zauberkräuter in „andere Welten gereist“, um Botschaften zu empfangen und das neue Jahr „herbei zu träumen“ – zum Wohle aller und zum Wohle des grossen Ganzen.

Für mich sind die Raunächte eine Einladung, mich so frei wie möglich zu machen und keinen spirituellen Konzepten oder Vorgaben zu folgen. Ansonsten bin ich nicht wirklich offen, um Botschaften zu empfangen.

In der sogenannte Traumzeit, können wir also in der Stille Visionen für die kommende Zeit empfangen. Eine Voraussetzung dafür ist, still und empfänglich zu werden. Gerade, wenn wir nicht mehr wissen, wie es weiter gehen soll, können wir uns jetzt in die Arme der mütterlichen Dunkelheit hinein sinken lassen, in das Nicht-Wissen, können beginnen zu lauschen und zu spüren. In dieser Hingabe, in unserem Sein kann sich so in uns der neue Weg beginnen zu entfalten. Genau so, wie in diesen dunklen Wintertagen unsichtbar das neue Jahr heran reift.

Sich der Stille hingeben.
Ins Herz sinken.
Mit dem Atem sein.
Den Körper spüren.
Erlauben, dass die Ecken und Kanten weich werden, schmelzen.
Sich in den gegenwärtigen Moment hinein weiten.
Sein.
Empfangen.