Selbstbestimmung ist gut. Vorausgesetzt, sie geht nicht auf Kosten anderer. Das zu recht umstrittene Self-ID Gesetz geht auf Kosten von Mädchen und Frauen. Deshalb darf es nicht durchgehen. Es gefährdet und diskriminiert Mädchen und Frauen.
Es ist ein wesentlicher Aspekt unserer Werte, Menschen so sein zu lassen, wie sie sind. In den letzten 50 Jahren haben wir Großartiges dafür geschaffen.
«Und das ist gut so», wie Wowereit vor 22 Jahren sehr mutig sagte und sich damit öffentlich seiner Liebe zu Männern gestellt hat. Bewundernswerter Mut mit dem er die Gesellschaft einen Schritt nach vorne gebracht hat. Und so kräht heute kein Hahn mehr danach, wenn ein prominenter Politiker schwul ist, so lange er gute Arbeit macht. So soll es sein.
Mit dem Self-ID Gesetz sieht es etwas anders aus, denn hier gehen unter Umständen ganz konkrete Nachteile mit in die Praxis, wenn man nicht aufpasst.
Oder anders – jeder soll so sein, wie er oder sie will, wenn anderen keinen Schaden davon haben. Wenn wir über das Transsexuellengesetz reden, dann bitte die ganze Palette der Vor- und Nachteile beleuchten. Nur mal drei Schlagwörter:
- Leistungssport,
hier kam es nun wiederholt vor, dass geborene Männer mit einer 30 jährigen Biographie als Mann unverdient Siege davon getragen haben, weil sie Frauen gegenüber mit ihrer Männerkraft im Vorteil waren. (L. Hubbard & L. Thomas)
- Schutzräume
Mühselig erkämpfte Schutzräume sind für traumatisierte Frauen mit Gewalterfahrung wichtig. Wenn dort eine Transfrau erscheint, mit ihren männlichen Geschlechtsteilen, kann das als eine Form der Verdrängung angesehen werden. Diese Ängste müssen wir ernst nehmen. Außerdem gab es leider mehrfach Vorfälle von Vergewaltigungen in solchen Schutzräumen oder in Frauengefängnissen.
- Hochdotierte und einflussreiche Listenplätze für Frauen sollen für Frauen sein. Sie haben lange dafür gekämpft. Wenn dann eine Transfrau, die die meiste Zeit ihres Lebens als Mann gelebt hat und zudem verheiratet war und Kinder gezeugt hat, diesen Platz einnimmt, weil er/sie sagt, er/sie sei jetzt eine Frau, kann das bei manchen Frauen zu Unmut führen.
Diese Gefühle der Diskriminierung und Verdrängung müssen wir ernst nehmen.
Diese Themen dürfen nicht verschweigen werden. Wer sie anspricht, darf nicht beschimpft oder bagatellisiert werden. Sonst wird das nichts mit dem gut gemeinten Projekt.
Denn die Bedürfnisse von Mädchen und Frauen sind nicht weniger Wert als die von Männern, die sich entschlossen haben, Transfrauen zu werden, nur weil Mädchen und Frauen keine Minderheit sind.
Und die Fragen müssen beantwortet werden:
Wer gibt manchen Transaktivisten und oder Politikern das Recht, unser Selbstverständnis darüber, was Frausein bedeutet, in Frage zu stellen, zu verwässern und alle die so denken wie wir, von oben herab zu schulmeistern oder transphob zu nennen?
Was gibt Transaktivisten und fehl geleiteten Politikern das Recht, den Kampf der Frauen für Schutzräume aufzuweichen, indem Menschen per Selbstauskunft und einem Haufen Testosteron mit P*enis in diese Räume vordringen zu können?
Was gibt Transaktivisten und fehl geleiteten Funktionären das Recht, ungeprüft und naiv zuzulassen, dass Frauen im Leistungssport wie Gewichtheben und Schwimmen weggedrängt werden von Menschen, die über 30 Jahre mit einem überlegenen Männerkörper trainiert haben?
Stellen Sie sich bitte der Realität und erkennen Sie, dass es hier einen Konflikt geben wird zwischen Minderheitenschutz und Frauenrecht. Es muss eine Lösung gefunden werden, die allen Seiten gerecht wird. Das vorgelegte Gesetz zur Self-ID leistet das nicht.
Text von Sabine Raiser