Ich wurde in den vergangenen Tagen oft gefragt, ob ich mit meinen Seminaren und Workshops jetzt online gehen werde. Von einigen Kooperationspartnern habe ich bereits Angebote bekommen und Aufforderungen, etwas zu produzieren, mit dem wir dann online gehen können.
Ich habe dem nachgespürt und merke, dass es gerade nicht darum geht. Dass es MIR nicht darum geht. Das Online-Business ist ganz klar zukunftsträchtig. Ich werde mich diesbezüglich in Zukunft sicher auch noch anders aufstellen. Doch nicht jetzt.
Ich fühle, dass es JETZT, nach gerade ein paar Tagen Ausnahmezustand, bei mir nicht darum geht, den gewohnten Status Quo schnellst möglich wieder herzustellen, damit es so weitergeht, wie bisher – nur eben online. Es geht nicht darum, in dieser Angst und Verunsicherung, die da ist, in einen Aktionismus zu verfallen. Und das beobachte ich gerade.
Es mag für einige stimmen – für die, die das schon lange tun, wie beispielsweise Nicole Anna Stadler , Britta Kimpel , Nicole Ming und Sandra von Zabiensky mit ihren wunderbaren Podcasts oder Daniela Hutter. Sie sind mir Inspiration!
Ich spüre in diesen Tagen ganz klar, die Aufforderung still zu werden und zu fühlen und nicht gleich Strategien zu entwickeln. Sich in diesen leeren Raum, der sich auftut hineinfallen zu lassen und ihn nicht sofort aus der Existenz-Angst heraus zu füllen. Immer wieder tief durchzuatmen. In die Ruhe kommen. In die Kraft. In die Hingabe. Ins Vertrauen. Mich mit meiner inneren Führung zu verbinden. Mich mit allen Menschen zu verbinden, die gerade eine schwierige Zeit durchmachen. Das Feld zu halten.
Ich spüre diese Tendenz durchaus auch in mir, es gleich wieder zu „richten“. Strategien und Pläne zu erstellen. Darin bin ich wirklich richtig gut! Es ist diese alte, patriarchale Haltung, mit der ich gross geworden bin – wie die meisten von uns: „dem Virus in den Arsch treten“, „jetzt erst recht“, zu kämpfen, sich richtig anzustrengen („ohne Fleiss kein Preis“), eine to-do-Liste erstellen und sie Punkt für Punkt abarbeiten usw..
Doch was wäre, wenn das Leben jetzt gerade etwas anderes von uns wollte? Wenn wir jetzt die ausserordentliche Chance bekommen auf Erneuerung? Krisen als Chancen sehen (das chinesische Zeichen für Krise ist übrigens das gleiche, wie für Chance!) und sie ANDERS angehen. Einen Weg wählen, der erstmal ungewohnt und in dieser Gesellschaft wenig Platz hatte: Ruhe, Stille, fühlen, mitfühlen, hören, helfen, bestärken, nähren, sein. Die Erneuerungskraft und Lebendigkeit des Frühlings sehen. Darin eintauchen. Sich von dieser Kraft erfüllen lassen.
Allen, die in einem ähnlichen Bereich wie ich selbstständig erwerbend sind, geht es jetzt ähnlich. Unsere Terminkalender sind leer. „Alles wird auf ein Minimum runtergefahren. Wir bekommen Zeit geschenkt für eine innige Begegnung mit uns selbst. Mit dem Leben“, schreibt Udesha in ihrem Post von gestern. Ja! Wir sind alle mehr oder weniger in diesen Sog gekommen des „immer schneller, weiter, besser, mehr“, der unsere Welt regiert hat. Es darf jetzt alles auf den Prüfstand kommen, was bisher unser Leben bestimmt hat. Den Takt angegeben hat. Es ist Zeit für Rhythmus. Den ureigenen.
Ich spüre bei mir, dass es essentiell ist, in die Ruhe zu kommen. Zu lauschen, was aus dem Inneren emporsteigt. Die Ideen, die aus diesem stillen Raum emporsteigen haben eine andere Qualität, als wenn ich aus der Existenz-Angst heraus handle.
Ich werde aus der inneren Führung heraus in die Handlung gehen und Entscheidungen treffen, ansonsten sind sie nicht wahrhaftig, nicht authentisch. Das fühle ich deutlich. Erst wenn ich spüre, womit ich der Welt wirklich diene, was sich wirklich durch mich ausdrücken möchte, werde ich handeln. Dann wird die Freude der Katalysator sein und es wird von alleine, ohne Anstrengung gehen. So war das bisher auch. Darauf vertraue ich.
Ich teile hier meinen ganz persönlichen Umgang mit dem, was gerade ist. Was mich umtreibt. Das was ich heute schreibe, ist vielleicht morgen anders. Ich schreibe es, weil ich weiss, dass meine Worte einigen Menschen gut tun.
Gerne öffne ich hier einen Raum für Diskussion. Bitte mit Freundlichkeit, Respekt und Mitgefühl. We are in this together. Wir sind gerade alle dabei, uns zu orientieren. Ich wünsche mir Inspiration, Bestärkung, einen anderen Blick.