Ein persönlicher Kommentar auf einen meiner Posts, der auch die Frage beinhaltete, was meine Empfehlung beim Umgang mit Ängsten sei und was ich für eine Meditation empfehlen könne, bewog mich, diesen Post hier zu schreiben.
Für viele von uns wird die Luft gerade dünn. Nicht nur sind wir – mehr oder weniger – zu Hause eingeschlossen, auch vieles, was uns Freude und einen Ausgleich bereitet, bricht weg. Es geht um die berufliche Existenz, die wir uns sorgsam aufgebaut haben.
Die Angst vor der Zukunft kann toxischen wirken, denn sie blockiert und macht uns blind. Diese Ängste lassen sich, meiner Erfahrung nach, nicht “weg meditieren” oder „ins Licht stellen“. In der letzten Zeit bemerke ich enorm viel spiritual bypassing um mich herum. Gerade auch in Yogakreisen. Menschen visualisieren das Licht, erträumen sich eine neue Welt, wollen eine schöne Zukunft manifestieren und üben sich im „Positiven Denken“. Irgendwie verständlich, aber meiner Meinung nach mehr Verdrängung und Verleugnung des wirklichen Ursprungs der Ängste. (siehe meinen Post zum „Positiven Denken“ vom 31.8.2020)
Wenn Ängste da sind, wollen sie gesehen und gefühlt werden. Es geht darum, durch sie hindurch zu gehen. Mehr denn je sind wir heute aufgefordert, uns unseren unbearbeiteten Schattenseiten zu stellen. Dem, was im Dunkeln liegt. Bevor wir wirklich Neues kreieren können, ist es essentiell, das Alte zu bearbeiten und zu klären. Sonst scheint es mir, als würden wir nur „Glitzer über Scheisse“ streuen und sie in eine schöne Verpackung hüllen.
Existenzielle Ängste sind Urängste, bei denen Meditation alleine einfach nicht ausreicht. Sie kann eine Begleitung sein, mit der wir uns immer wieder in uns selbst verankern, während wir daran arbeiten die inneren Knoten zu lösen. Das Lösen innerer Knoten ist eine „Drecksarbeit“, wie ich es gerne bezeichne. Da ist erstmal wenig Lichtvolles und golden Glänzendes.
Wir alle haben diese ungeklärten, verdrängten Anteile, die immer wieder hochkommen werden, wenn wir uns ihnen nicht stellen. Ich habe in den letzten 30 Jahren kontinuierlich daran gearbeitet und habe meine Themen bearbeitet. Vieles konnte ich klären und integrieren, so dass ich nicht mehr oft getriggert werde (und wenn, dann helfen mir persönlich meist eine liebevolle Umarmung und ein Gespräch). Dafür ist es wichtig, eine Begleitung zu haben. Und zwar von jemandem, der oder die selber den Weg gegangen ist und langjährige Erfahrung hat. Jemand, der oder die dich hält, dich durch den Prozess begleitet und dir einen sicheren Raum gibt.
Ich persönlich mag Therapieformen, die den Körper in den Prozess integrieren, wie beispielsweise die Klopftechnik EFT oder Wing Wave (Augentechnik). Geholfen und geprägt haben mich auch die Arbeiten von Colin Tipping und Byron Katie – allerdings hatte ich auch eine exzellente und wirklich ausserordentliche Begleitung.
Und last but definitely not least meine Verwurzelung in der Praxis und der Traditionslinie des Kashmir Shivaismus. ♥️🔥💥
Deshalb kann ich auch keine Meditation empfehlen, wenn dich gerade Existenzängste plagen. Ich empfehle dir, die Ärmel hochzukrempeln, allen Mut zusammen zu nehmen und deine innere Arbeit zu machen. Unbedingt mit einer entsprechenden Begleitung. Ohne diesen Abstieg in die Dunkelheit, zu den „Leichen in deinem Keller“, parfümierst du den ganzen Mist nur und streust bunten Glitzer drüber. Stinken tut es trotzdem noch.