Hexen – Hüterinnen des verborgenen Wissens

Die Geschichte der Hexenverfolgung ist ein Mahnmal menschlicher Angst, religiösen Fanatismus und patriarchaler Kontrolle. Sie erzählt von jenen, die den Mut hatten, Wissen zu bewahren – ein Wissen, das sich jenseits dogmatischer Zwänge entfaltete.

Bevor der Begriff der «Hexe» geprägt und verteufelt wurde, waren es Frauen – und einige Männer –, die mit Pflanzen, Heilkunst und Ritualen arbeiteten. Sie waren Heilerinnen, Hebammen und Seherinnen, die als Brücke zwischen den Welten dienten. Doch mit der wachsenden Kontrolle von Kirche, Staat und Medizin wurden sie zur Bedrohung erklärt.

Die Machtelite wollte allein über Heilung, Glauben und Magie bestimmen. Und so wurden weise Frauen und Heilerinnen zu Ketzerinnen erklärt. Besonders jene, die unabhängig lebten, sich den Normen widersetzten oder ohne männlichen Schutz existierten, waren besonders gefährdet. Da die Frauen sich selber nicht als Hexen bezeichneten (dieser Name wurde ihnen von der Inquisition gegeben), stellt sich berechtigterweise die Frage, ob es heute immer noch Sinn macht, diesen Begriff zu nutzen, den die Folterer ihnen gaben…

Zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert wurden Tausende Menschen als Hexen angeklagt, verfolgt, gequält und getötet. Eine bloße Anschuldigung aus Neid oder Furcht konnte den Todesstoß bedeuten. Es waren nicht nur kirchliche Inquisitoren, sondern auch weltliche Herrscher, die sich an der Hexenjagd beteiligten.

Der «Hexenhammer» (Malleus Maleficarum, 1487), verfasst von Heinrich Kramer, gab vor, eine „wissenschaftliche“ Begründung für die Verfolgung zu liefern. Er stempelte Frauen als besonders anfällig für teuflische Verführung ab – eine Argumentation, die Angst schürte und Existenzen zerstörte.

Viele der heute verbreiteten Vorstellungen über Hexen – ihr Flug auf dem Besen, der Pakt mit dem Teufel, die wilden Rituale auf dem Blocksberg – entstammen nicht der Realität, sondern gezielten Kampagnen der Angstmache. Die Geschichten dienten dazu, die Opfer zu entmenschlichen und die brutalen Verfolgungen und die an Grausamkeit und Perversion kaum zu überbietenden Prozesse zu rechtfertigen. Tatsächlich waren viele angebliche Hexensabbate wohl heidnische Rituale oder unter Folter erzwungene Geständnisse.

Mit dem Erstarken von Wissenschaft und Vernunft ebbte die Verfolgung im späten 17. Jahrhundert allmählich ab, dauerte aber noch bis ins 19. Jahrhundert hinein. Das Leiden war unermesslich und hinterlässt bis heute Spuren in der Gesellschaft.