Über die Kunst des Glücklichseins (auch wenn es – äusserlich gesehen – keinen Grund gibt)
„Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben:
entweder so, als wäre nichts ein Wunder,
oder so, als wäre alles eins.
Ich glaube an Letzteres.“
(Albert Einstein)
Derzeit gibt es vielleicht vieles, was nicht so läuft, wie du es dir wünscht. Ich kenne das von mir: Diese Enttäuschung, wenn etwas nicht so ist, wie ich es geplant, gedacht oder mir gewünscht habe. Den Schmerz, wenn sich Menschen abwenden oder einen abwerten.
Vielleicht hilft dir der folgende Gedanke, wenn du dich das nächste Mal ärgerst oder leidest: Der Schmerz gehört zum Leben, so wie die Freude. Schmerz ist unvermeidbar. Leiden allerdings ist freiwillig. Du alleine entscheidest, ob und wie lange du leidest! Schmerz ist ein Teil des Lebens. Leid ist hausgemacht.
Leid entsteht, wenn du im Widerstand bist mit etwas. Wenn du wünscht, dass es anders wäre. Wenn du dich verstrickst in deinem inneren Drama. Wenn du dich regelrecht darin verbeisst.
Ein gängiger Mechanismus, den ich an anderen und auch an mir selbst beobachte, ist der, dass wir den Grund im Aussen suchen, warum etwas nicht so ist, dass wir glücklich sein können. Wir schimpfen auf die Umstände, die Politik, die bescheuerten Mitmenschen, die Chefin, den Kollegen etc. Das nennt man Projektion. Wir vergeuden unsere ganze Energie auf das, was nicht so läuft, wie (wir finden, dass) es sollte und haben auch schon die Schuldigen dafür.
Wenn wir uns in diesen Geschichten, die wir uns still im Inneren erzählen, verheddern, schaffen wir weiteres Leid. Wir fühlen uns hilflos und machtlos in dieser Empörung und haben überhaupt keine Möglichkeit, in dieser Stimmung etwas zu verändern. Es kreiert immer mehr Leid für uns selbst und alle, mit denen wir zu tun haben.
Mir haben diese drei Aspekte geholfen:
Erstens: Wenn ich in der Projektion gefangen bin, dann beschwere ich mich über dieses und jenes. Ich beschwere mich über die Situation. Ich beschwere mich über die Politiker/innen. Ich beschwere mich über die Medien. You name it. Doch was tue ich da genau? Ich beschwere mich. Lass dir das mal auf der Zunge zergehen: ICH beSCHWERe MICH. Beschweren macht mich schwer. Ich mache es mir schwer, wenn ich in diesem „Beschwer-Modus“ bleibe. Meine Wahl!
Zweitens: Glaube nicht alles, was du denkst!
Drittens: Ich kann, wann immer ich bereit dazu bin, stoppen. Ich kann aussteigen aus diesem Gedanken- und Gefühlskarussell und aufhören auf die Aussenwelt zu projizieren.
Stattdessen kann ich innehalten und mich fragen, was jetzt wirklich HIER ist. Was löst es aus in mir? Was fühle ich? Jetzt. Sobald ich mich nach innen wende und wirklich fühle, was ist, dann hole ich mir die Macht zurück. Und dann kann ich alles verändern. Es beginnt in mir drin. Immer.
In dem Moment, in dem ich aufhöre zu projizieren, z.B. meine Wut, meine Frustration, kann ich wirklich fühlen, was in mir getriggert wird. Viele sind es nicht mehr gewohnt und haben es verlernt wirklich zu spüren. Durch dieses Fühlen kann sich etwas im Inneren wandeln.
Mein Tipp: Mir hilft Musik in so einem Prozess. Immer, wenn ich merke, dass ich in einer Emotion feststecke und mir innerlich immer die gleiche Geschichte erzähle und mich so immer tiefer in die Emotion hineinreite, halte ich inne. Ich fühle, was gerade da ist. Und nutze dann Musik und Bewegung, die mich tiefer ins Spüren hinein sinken lässt.
Ich fühle dann, dass nach der Wut Hilflosigkeit auftaucht und nach der Hilflosigkeit Trauer und danach vielleicht sogar die Angst – etwas, das ich vorher gar nicht fühlen konnte!
Vielen geht es auch so: Diese unbewussten Emotionen konnten wir vorher nicht fühlen, weil viele von uns, von klein auf, darauf konditioniert wurden, unangenehmes zu unterdrücken. Deshalb ist es – meines Erachtens – heute enorm wichtig, wieder ins Fühlen zu kommen. Denn nur so kann die Intuition wieder ihren Platz einnehmen und die innere Führung übernehmen.
Erziehung und Konditionierung führen letztendlich dazu, dass wir uns von uns selbst abtrennen. Das Werkzeug für diese Trennung ist, das Fühlen zu unterbrechen.
Viele von uns bekamen als Kinder schon die Botschaft, dass wenn wir allzu überschwänglich Gefühle ausdrücken, es nicht okay oder nicht erwünscht oder unpassend ist. Wenn ein Kind schreit, wird es abgelenkt oder „ge-schhhhh-t“ – sei still. Es bekommt den Schnuller in den Mund gedrückt. Wenn Kinder weinen, bekommen viele den Spruch zu hören, dass „Indianer nicht weinen“. Oft gerade auch Jungs.
Intensive Gefühle, sei es Wut oder aber auch Freude und Ausgelassenheit sind häufig viel zu laut, zu unpassend. Einfach nicht salonfähig. So lernt unser Körper und unser Energiesystem von klein auf relativ schnell, was akzeptiert ist, um nicht anzuecken. Wir beginnen uns selber zu beschneiden und trennen uns so von der Gesamtheit ab. (Und das geht dann weiter wenn wir Yoga praktizieren oder gar lehren: Gewisses macht/sagt eine Yogalehrerin nicht: „Das ist unyogisch“. Und so geht die Selbstkasteiung weiter. Die Abspaltung. Schuld. Scham. Das ganze Paket.)
Mittlerweile wissen wir, dass das, was wir wegdrücken, nicht wirklich weg ist. Es wird, vereinfacht gesagt, eingekapselt und weggepackt. Es bildet Schichten um Schichten. Wir sind quasi umherlaufende Dampfkochtöpfe – es braucht wenig, bis es uns den „Deckel lupft“, bis es aus uns herausbricht. Durch diese sogenannten Trigger werden wir mehr und mehr zu Marionetten, die reagieren und sogar überreagieren, die handeln in einer Art und Weise, die wir so von uns selber nicht kennen.
Und was können wir nun tun?
Wenn wir es uns erlauben, alle Projektionen wieder zu uns zurück zu nehmen und wirklich zu spüren, holen wir die Macht wieder zu uns zurück. Wenn wir fühlen, was ist, können wir nach und nach in unsere Essenz hineinfallen. Wir können uns in die hinein entspannen, die wir wirklich sind. Gefühle wie Frieden, Glück und Freude tauchen ganz von alleine auf.
Das ist ein wirklich radikaler Weg, mit dem ich wirklich etwas verändere!
Wenn ich aufhöre, gegen etwas zu kämpfen und meine Energie gegen etwas zu richten, bringe ich die Macht zu mir zurück. Ansonsten nähre ich mit meiner Energie genau das, was ich nicht will. Dieser Weg, bei dem ich in die Eigenverantwortung gehe und die Verantwortung für mein Glück selbst in die Hand nehme ist total radikal, denn nur da kann ich wirklich etwas verändern.
Wenn ich gegen etwas bin, geht meine Energie, meine Aufmerksamkeit raus und ich verlasse mich. Ich nähre mit der Aufmerksamkeit das, was ich nicht will. Wenn ich meine Energie zurück nehme und mir meine Trigger bewusst mache und alles, was ich verdrängt habe, kann ich in mir Raum schaffen. Ich bin dann auch weniger beeinflussbar, weil ich in mir wurzle. Wenn in diesem Zustand, wen ich bei mir zu Hause bin, jemand auf mich zu kommt mit irgendwelchen manipulativen Informationen, brauche ich darauf gar nicht mehr anzuspringen. Nur wenn Angst da ist und viel Unterdrücktes, springe ich auf die Trigger an.