Heute scheint es, als würden wir in eine Art technologische Glücksverheißung hineingezogen, eine „bunte Floralwelt“, die an die dystopische Zukunftsvision von 1984 erinnert. Die Gesellschaft sitzt auf einem symbolischen Stuhl, bekommt vorgefertigte Informationen serviert, hört beruhigende Wirtschaftsprognosen, während die Welt drumherum sich zunehmend entzieht. Doch wir spüren, dass etwas fehlt.
Das ist der Moment, in dem wir uns fragen müssen: Was bewahren wir? Welche Spuren hinterlassen wir für kommende Generationen?
Die Rettung des Buches – Bewahrung von Wissen
Ein zentrales Element dieser Entwicklung ist der Umgang mit unserem kulturellen Erbe. Der Gedanke, dass alles Wissen digitalisiert wird, mag zunächst bequem erscheinen – bis wir uns bewusst machen, was es bedeutet, wenn dieses Wissen nur noch über digitale Zugänge verfügbar ist.
Was passiert, wenn Bücher nicht mehr physisch existieren? Wenn Bibliotheken verkleinert oder geschlossen werden, weil sie zu teuer, zu aufwendig, zu „veraltet“ erscheinen? Wenn das gesammelte Wissen in Clouds verschoben wird und wir darauf vertrauen müssen, dass es dort unangetastet bleibt?
Doch genau hier lauert die Gefahr: Wenn unser Wissen nur noch in digitaler Form existiert, kann es verändert werden. Dann reicht ein einziger Eingriff, eine Anweisung an eine KI, um Bedeutungen umzuschreiben. Was, wenn Begriffe in historischen Texten manipuliert werden? Wenn in einer digitalisierten Hegel-Ausgabe plötzlich Sozialismus durch Kapitalismus ersetzt wird? Dann ist das, was uns als Wahrheit präsentiert wird, nicht mehr das Original, sondern eine konstruierte Version der Realität.
Warum der Zugang zu echten Quellen entscheidend bleibt
Diese Problematik ist nicht neu. Seit jeher gibt es das tiefe Bedürfnis, authentische Zeugnisse der Vergangenheit zu bewahren. Warum sind wir fasziniert von alten Papyrusrollen, von verschollenen Schriften, von den Tafeln des Moses? Weil wir ahnen, dass der direkte Zugang zu originalen Quellen entscheidend ist. Weil wir wissen, dass Wissen nicht nur aus Worten besteht, sondern aus einem Kontext, einer Geschichte, einer materiellen Präsenz.
In einer Welt, in der Wissen zunehmend digital verwaltet wird, müssen wir uns fragen: Wie bewahren wir unsere Verbindung zur Vergangenheit? Wie sorgen wir dafür, dass zukünftige Generationen nicht nur das lesen können, was ein Algorithmus als „relevant“ einstuft?
Vielleicht beginnt die Antwort ganz einfach: Indem wir ein Buch in die Hand nehmen. Indem wir das Fühlen wieder lernen. Indem wir echten Kontakt suchen – in der analogen Welt, in echten Gesprächen, in einer Berührung, in einem Blick, der nicht durch eine digitale Oberfläche gefiltert wird.