Corona verordnet einer erschöpften, überforderten Gesellschaft eine Zwangspause

Die gesellschaftlichen Bewegungen der vergangenen Monate und Jahre haben es gezeigt: viele von uns haben sich eine Veränderung gewünscht. Viele sagten, dass es so nicht mehr weiter ginge. Die Art und Weise, wie wir mit unserer Erde umgehen: mit der Natur, den Wäldern, den Meeren, den Tieren. Mit den Kindern, den Hilfsbedürftigen, mit uns selber.

Viele sind mit dem Tempo und der Dichte überfordert, kommen nur noch mit Aufputschmitteln aus dem Bett und finden abends nur mit Medikamenten den Schlaf. Warten auf den nächsten Urlaub, wo sie sich entspannen können. Die Balance hat sich für viele aus dem Alltag verabschiedet.

Es scheint, als hätte der Virus uns erhört. Als wäre er die Antwort auf unsere tiefe Sehnsucht nach Entschleunigung. Auf ein ausgewogenes Mass. Auf einen Perspektivenwechsel.

Osho sagte (ich zitiere jetzt frei aus der Erinnerung): „Ihr seid auf der Suche nach Antworten, nach Lösungen, nach Frieden, nach euch selbst. Dabei sucht ihr im Aussen. Geht immer weiter und weiter weg von euch. Und wirbelt dabei ganz schön viel Staub auf. Meditation ist nichts weiter, als wieder nach Hause zu gehen. Kommt nach Hause! Der Gast wartet schon längst auf euch. Nur die Gastgeberin fehlt.“

Noch bis vor kurzem haben wir (zum Teil kostspielige) Yoga-Retreats und Ashrams besucht, um uns zurück zu ziehen. Sind dafür rund um den Erdball geflogen. Um zu Entschleunigen. Um zu uns zu kommen. In die Ruhe zu finden. Corona ermöglicht uns jetzt all das. Und wir brauchen (können) dafür nicht weit zu reisen.

Was bleibt, wenn Restaurants, Bars, Kinos, Yogaschulen, Fitness-Studios, Kinos, Theater, öffentliche Veranstaltungen, Universitäten und Schulen geschlossen werden?

Was bleibt, bist du. Du mit deinen Gefühlen, deinen Gedanken. Dein naktes Selbst.

Statt die Selbst-Isolation als Quarantäne zu bezeichnen, kannst du es als Retreat sehen. Kannst dich in die Höhle deines Zuhauses zurück ziehen und wie die Yogis und Yoginis meditieren und praktizieren. Du kannst still werden. Allen Aktionismus im Aussen sein lassen. Kannst die Sinne öffnen und die Angst und Verunsicherung in deinem Körper spüren. Ihr Raum geben. Der Körperweisheit und Intuition lauschen. Heilen.

Und vielleicht den feinen Unterschied erkennen zum mentalen Drama, das viel Leid erschafft.

Für alle, die meinen, dass das mit Kindern nicht möglich sei: schaut mal, was meine Seelenschwester Nicole Ming in ihrem Post gestern dazu schrieb. Ihr findet ihn auch bei mir weiter unten in meinem Feed.

Ich schreibe wieder aus dem Moment. Über meine Wahrnehmung.

In Verbundenheit, Lucia